Die Rassekennzeichen


Ziel der Rottweilerzucht ist ein harmonischer, fest und stark gebauter, den Rassekennzeichen entsprechender Begleit-, Blinden-, Dienst-, Gebrauchs- und Familienhund von höchster körperlicher und charakterlicher Leistungsfähigkeit. Das Streben unserer Züchters ist stets darauf gerichtet, die Rasse nicht nur zu vermehren, sondern Form und Wesen auf breiter Basis zu erhalten und zu festigen.
Unter Rassekennzeichen versteht man die durch den berechtigten Zuchtverein erarbeitete Zusammenstellung von Merkmalen und Eigenschaften, die jeder Hund dieser Rasse möglichst ausgeprägt aufweisen soll. Dabei legt man das erstrebenswert erscheinende Idealbild, den sogenannten Musterhund (Rasse-Standard), zugrunde. Zuständig für die Festlegung und Ergänzung der Rassekennzeichen ist der Zuchtverein des Landes, dem der Ursprung der Rasse zuerkannt worden ist.

Beim Rottweiler ist das der: ADRK e.V.

Alle übrigen Länder, soweit sie der Fédération Cynologique Internationale (FCI) angehören oder mit diesem Verband in Vereinbarung stehen, sind verpflichtet, die Rassekennzeichen des Ursprungslandes einzuhalten, wodurch eine weitgehende Gewähr für übereinstimmende Zucht-, Beurteilungs- und Bewertungsmaßstäbe gegeben ist. Der ADRK schickt den Kennzeichen folgenden Leitsatz voraus:

Die Rottweilerzucht erstrebt einen kraftstrotzenden Hund, schwarz mit rotbraunen, klar abgegrenzten Abzeichen, der bei wuchtiger Gesamterscheinung den Adel nicht vermissen läßt und sich als Begleit-, Blinden-, Dienst-, Gebrauchs- und Familienhund in besonderem Maße eignet.

  Größe und Gewicht: Widerristhöhe für Rüden 61 bis 68 cm. (61 bis 62 cm klein, 63 bis 64 cm mittelgroß, 65 bis 66 cm groß = richtige Höhe, 67 bis 68 cm sehr groß), Gewicht ca. 50 kg. Widerristhöhe für Hündinnen 56 bis 63 cm (56 bis 57 cm klein, 58 bis 59 cm mittelgroß, 60 bis 61 cm groß = richtige Höhe, 62 bis 63 cm sehr groß), Gewicht ca. 42 kg.
   
  Erscheinung - Wesen

Der Rottweiler ist ein mittelgroßer bis großer stämmiger Hund, weder plump noch leicht, nicht hochläufig oder windig. Seine im richtigen Verhältnis stehende Gestalt ist mit starkem Knochenbau versehen. Durch das gedrungene, kräftige Äußere vermittelt er den Eindruck von Urwüchsigkeit. Der Rottweiler ist ein kraftstrotzender, wendiger und ausdauernder Gebrauchshund. Er hat einen breiten Schädel mit markantem Stirnabsatz aus ausgeprägtem Jochbogen. Sein kräftiger Hals ist gut bemuskelt.
Als Treiberhund ist der Rottweiler von der Natur aus ruhig, von freundlicher und friedlicher Grundstimmung, er ist kinderlieb, gehorsam, führig und arbeitsfreudig.

 

Definition des Zuchtwertes


Anhand der vorangegangenen Erklärung wird die Definition des Zuchtwertes leicht verständlich: Der Zuchtwert Ist ein Zahlenwert zur Anwendung In der Zucht. Er beschreibt, welche Wirkung die Gene eines Tieres auf ein Merkmal haben, wenn diese mit den Genen der restlichen Population kombiniert werden und normale Umweltbedingungen vorliegen.
Es ist damit zu betonen, daß der Zuchtwert zunächst nichts mit wertvoll oder wertlos zu tun hat, sondern nur ein Zahlenwert mit beschreibender Aussage sein soll:
Wirken die Gene in diesem Merkmal verstärkend oder abschwächend. Bei Krankheiten bedeutet das, daß hohe Zuchtwerte eine Verstärkung der Krankheitsanlage anzeigen, was der Züchter als unerwünscht ansieht. Ziel muß es sein, Zuchttiere einzusetzen, die in der Nachzucht das Krankheitsrisiko reduzieren. Wenig ist in diesem Fall also wertvoll!
Bei anderen Merkmalen, nehmen wir den Beutetrieb, wünscht man sich hohe Zuchtwerte, also eine Nachzucht mit überdurchschnittlichen Triebanlagen. Hoch heißt hier also wertvoll!
Bei der Schulterhöhe ist das nicht so einfach. Ein hoher Zuchtwert für einen Rüden heißt, daß seine Erbanlagen die Größe verstärken. Das kann für eine kleine Hündin wertvoll und wichtig sein. Für eine Hündin, die selbst schon an der Obergrenze steht, ist solch ein Rüde nicht empfehlenswert.
Es liegt im Ermessen des Züchters, für seine Hündin den passenden Rüden auszusuchen, wenn er erst einmal weiß, wie die Zuchtwerte sind.


Der relative Zuchtwert

Wenn man Zuchtwerte veröffentlicht, ist es wichtig, daß sie leicht verständlich sind. Ein HD-Zuchtwert +0.14 bedeutet zum Beispiel, daß die Nachzucht mit gleichwertigem Partner wahrscheinlich 0,14HD-Grade höher liegt. Dies ist unhandlich, daher werden Zuchtwerte auch nicht als absolute Zahlen sondern relativ zum Rassedurchschnitt ausgewiesen.
Dabei nimmt man 100 für das rassetypische Niveau, und Hunde über 100 verstärken, unter 100 reduzieren das Merkmal.
Wenn somit eine Hündin für HD den Zuchtwert 95 hat, so weiß man, daß sie die Rasse verbessern kann, ein Hund mit 115 verstärkt die HD Probleme. Durch den Bezug auf das Rasseniveau wird die Einstufung auch über Merkmale hinweg vergleichbar. Wird z. B. ein Hund mit HD92 und Schulterhöhe 108 ausgewiesen, macht dies deutlich, daß er ein großvererbender, die HD verbessernder Zuchtpartner ist.


Warum ist Zuchtwertermittlung stets nur eine Schätzung?


Es liegt in der Biologie der Vererbung begründet, daß wir den wahren Zuchtwert nur schwer ermitteln können. Selbst die Eigenbeurteilung des Tieres ist kein hundertprozentiger Spiegel der Erbanlagen, also des Zuchtwertes, obwohl die Gene vollständig die Lebensfunktionen kontrollieren. Die Erbanlagen wirken nur unter sich selbst und nicht in Kombination mit den Erbanlagen der restlichen Population (es können z.B. Genwirkungen rezessiv verdeckt sein). Die Erbanlagen wirken unter ganz spezifischer, für dieses Tier vorliegender Umwelt. Beide Gründe geben ein verfälschtes Bild.
Die Sicherheit, mit der man den wahren Zuchtwert aus dem Erscheinungsbild erkennen kann, liegt beispielsweise für HD um 20%, für Schulterhöhe um 5O% usw. Diesen Prozentsatz nennt man auch Erblichkeit bzw. Heritabilität. Jedes Tier erhält seine Gene von Vater und Mutter, von jedem eine zufällige Hälfte. Jede Information über Geschwister oder Nachkommen basiert daher nur auf einer zufälligen Stichprobe aus dem Genbestand der Eltern. Erst die Statistik erlaubt, aus den vielfältigen Erkenntnissen bzw. Beobachtungen ein unverfälschtes Bild zu bekommen. So, wie ein einziger Löffel aus dem Suppentopf nur ein ungefähres Bild gibt, wieviel "Brocken" und wieviel "Brühe" in der Suppe sind und jedes weitere Schöpfen uns immer mehr erkennen läßt, wie gehaltvoll die Suppe ist, so wächst mit jedem Nachkommen unsere Erkenntnis über den "Gehalt" eines Zuchttieres.
Zuchtwerte müssen zu jedem beliebigen Zeitpunkt verfügbar sein, zum Zeitpunkt der Entscheidung, ob ich einen Deckrüden auf eine gegebene Hündin einsetze, zum Zeitpunkt einer ZTP, eines Welpenkaufes, wenn der Welpe Zuchthund werden soll, ja sogar vor der Geburt schon, wenn sich die Frage stellt, ob die später geborenen Welpen von ihrer Genausstattung für ihr Leben gerüstet sind. Insofern müssen zu jedem Termin alle verfügbaren Informationen verarbeitet werden, um die Erkenntnisse zu einem geschätzten Zuchtwert zusammenzubringen.
Geschätzter Zuchtwert bedeutet, "nach den aktuellen Erkenntnissen das wahrscheinlichste Vererbungsniveau. Da im Laufe der Zeit immer mehr Erkenntnisse dazukommen, ändert sich in gewissen Grenzen auch der geschätzte Zuchtwert.


Erfahrungen und Anwendung


Seit 1989 gibt es in diversen Zuchtvereinen Zuchtwertschätzung mit konsequenten Zuchtplänen. Die Zuchterfolge sind beeindruckend. Das Prinzip der "Strategischen Paarungen sollte bei der Bekämpfung aller Merkmale mit Zuchtwertschätzung die Grundlage aller Zuchtentscheidungen sein.
Die Chance, durch eine geschickte Auswahl gutvererbender Rüden, auch in dem einen oder anderen Merkmal vererbungsschwächeren Hündinnen eine Zuchtchance zu erhalten, gibt liberale Freiräume für die bewußte, verantwortungsvolle Zucht.
Auch Käufer müssen lernen, die Züchter und die Rassen zu finden, die nichts dem Zufall überlassen, sondern in ein effizientes Überwachungssystem eingebettet sind. Das zahlt sich vielfach aus. Die Zeit, in der Qualitätsbewußtsein und Käuferanspruch auch auf den Hund ausgeweitet wird, wird eine Zeit zum Wohle des Hundes sein.
Leider werden Züchter die in Hinterhöfen und Schweineställen leichtfertig Welpen "produzieren", ohne die Gesundheitsvererbung zu kennen, nicht zur Rechenschaft gezogen bzw. an den Folgekosten der Nachbesserung beim Tierarzt beteiligt. Mitleid sollte man nur mit dem Hund haben!

   
  Seit dem 01.06.1998 greift in Deutschland das Kupierverbot der Rute